DAS RELIEF (Kunstkurs der Berufsfachschule 23/24)

Wenn der Ton mit den Händen in Kontakt kommt, entsteht ein unendlicher Kreislauf:

Es wird geklopft, verkleinert, in Behältern Ton aufgearbeitet. Dann geknetet, um Luftbläschen zu entfernen und den Ton geschmeidig zu machen. Gedrückt, geklopft, plattgewalzt, in Form gerollt. Ganzer Körpereinsatz! Um zu formen eine Kugel, ein Quader, eine Pyramide, um Verbindungen zwischen den Elementen herzustellen. Es geht um die Übertragungen von der Tiefe in die Höhe. Das Zweidimensionale ins Dreidimensionale, Räumliche. Es geht darum, die Kraft der Hände und des Materials zu erproben.

Eine Vorlage aus dem Museum, eine Skizze, ein Foto, wird auseinandergenommen, in seine Einzelteile zerlegt, um es dann als Figur, als Körperteil, ein Auge, ein Zahn, eine Hand zu formen. Dazu ein Element aus der Natur, eine Alge, ein Ast, ein Tier und ein Symbol, ein Boxhandschuh, ein Auto, ein Musikmischpult. All das und mehr soll geformt werden.

In einem Relief fließen die einzelnen Übungen, Erprobungen und ersten Ideen zusammen. Es geht jetzt um die eigene Aussage, um den Aufbau und die Gestaltung des Motivs. Was ist im Vordergrund, was im Hintergrund? Welche Elemente müssen verkleinert oder vergrößert werden? Mit welchen Werkzeugen kann etwas verfeinert werden? Mit welchen Werkzeugen oder Hilfsmittel kann etwas rau oder bewegt erscheinen? Hilft es, ein Motiv als Muster zu wiederholen, oder mehrere Variationen herzustellen? Müssen einzelne Tonelemente realistisch werden oder reicht die Andeutung, um zu erzählen? Braucht es viel oder eher weniger? Handgriff für Handgriff wird ausprobiert, wiederholt, verworfen. Es ist frustrierend und befriedigend zu gleich. Ungeduld trifft auf Versenkung. Müdigkeit auf Aha- Momente.

Zum Schluss, ein Endprodukt, ein Abguss: Mehrere Arbeitsplatten, ein Rahmen aus Ton, Gips genau anrühren und in die vorbereitete Form gießen. Nicht zu langsam, nicht flüssig, nicht zu schnell. Wiederholen. Zweimal, dreimal, viermal! Wer fertig ist hilft, gibt sein erprobtes Wissen weiter oder probierte eine andere Abgusstechnik aus . Einerseits muss alles verpackt werden, damit die Objekte nicht austrocknen, damit man an ihnen weiterarbeiten kann. Andererseits muss geduldig gewartet werden, bis der Gips getrocknet ist, langsam die Positivform vom ursprünglichen Relief herausgenommen werden kann. Ein spannender Moment. Es staubt, es ist laut, es ist dreckig, es macht Mühe, es geht etwas kaputt oder bricht ab. Immer wieder von vorne ein ungebrochener Wille, immer wieder herangehen, immer wieder Nacharbeiten, immerzu sich überwinden, sich überraschen lassen. Einen Blick von außen fordern, eine Hilfestellung hier eine Entscheidung dort. Reflektieren, d arüber sprechen, Ideen von anderen Mitschülerinnen übernehmen. Es ist hart, es nervt, es wird gelacht, gestaunt. Und am Ende stellt man fest, da geht was! Da entsteht etwas. Mein Werk. Mein e Vorstellung. Meine Idee. Meine Farben. Mein Statement.

LeÏla Benbaouche. www.lelaben.com

Lukas Oertel. www.kunstkomplizenschaft.de